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Fachgebiet

Sprachwissenschaft (Linguistik) behandelt alle Aspekte von Sprachen und ist eine stark interdisziplinär orientierte Wissenschaft. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über das Feld der Linguistik gegeben.

Zeichentheorie

Sprachen sind zunächst eine besondere Art von Zeichensystemen, das Interessanteste dabei ist ihre Selbstbezüglichkeit: Manche Zeichen des Sprachsystems verweisen auf außerhalb der Sprache Liegendes (z.B. 'ein altes Haus'), andere verweisen auf etwas außerhalb der Sprache Liegendes in Form von Übertragungen ('Karl, altes Haus!'), einige Zeichen haben keine konkrete Bedeutung, sondern eher eine zusätzliche Funktion ('ein' bezeichnet eine etwas abstrakte Qualität des folgenden Nomens, nämlich 'nichtdeterminierte Referenz' (eine Existenzbehauptung)), und einige Zeichen verweisen sogar nur auf etwas innerhalb der Sprache Liegendes ('-es' in 'altes' bezeichnet eine Eigenschaft des folgenden Wortes) -- ganz zu schweigen von der komplexen Interaktion dieser Zeichen (vgl. 'das alt-e Haus'). Hierher gehört auch die Abgrenzung von sprachlicher und nichtsprachlicher Kommunikation als verschiedene Arten von Zeichensystemen (Semiotik).

Theoretische Sprachwissenschaft und Sprachbeschreibung

Sprachen können daher auf ihre Regularitäten untersucht werden; so zeigt sich bald, dass wir bei unscharfen Grenzen Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax und eine Textebene unterscheiden können. Dazu kommen die Untersuchungen zur Semantik und Pragmatik von Äußerungen.

  • Phonetik: das System möglicher Sprachlaute (in Artikulation, Akustik und Perzeption)
  • Phonologie: die Verwendung dieser Sprachlaute als lautliche Zeichen
  • Morphologie: die Wortbildung und Wortabwandlung
  • Syntax: die Regularitäten innerhalb von Phrasen und Sätzen
  • Text: die Organisationsprinzipien von Äußerungen
  • Semantik: die Bedeutung von Äußerungen
  • Pragmatik: die Funktionen von Äußerungen im Kontext menschlichen Handelns

Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen untersucht man in der kontrastiven Linguistik und in der Universalienforschung und Typologie (Universaltypologie). In diesem Zusammenhang befaßt sich Sprachwissenschaft häufig mit Nichtschulsprachen, in Graz z.B. Arabische Sprachen, Baskisch, Bikol, Burmesisch, Huastec, Nepali, Pame, Tibetisch, Hakka, Gebärdensprache und mit 'alten' Sprachen, in Graz z.B. anatolische und indo-iranische Sprachen. Die komplexen Möglichkeiten des Zeichensystems Sprache werden mit Hilfe von verschiedenen linguistischen Modellen beschrieben.

Pragmalinguistik

Doch das ist vielleicht nicht das Wichtigste: Sprache hat in erster Linie soziale Funktion; die meiste Zeit werden eigentlich nicht, wie man leichthin annimmt, Informationen über die Welt ausgetauscht, sondern mittels Sprache werden soziale Beziehungen hergestellt, verändert oder bekräftigt. "Schönes Wetter heute!" ist keine ernstzunehmende Information, sondern ein Signal, dass man freundlich gesinnt ist -- hätte man nichts gesagt, es hätte auch etwas bedeutet ... "Es zieht!" oder "Können Sie mir sagen, wie spät es ist?" wiederum meint etwas anderes, als man sagte ... (Pragmalinguistik) Und wenn jemand sagt, "Wienerisch klingt scheußlich", so sagt das eigentlich nichts über das Wienerische aus, sondern etwas über den Sprechenden/die Sprechende.

Soziolinguistik

Dasselbe gilt für mehrere Sprachen: Alle Menschen sind 'mehrsprachig', und die Verwendung von 'dominanten Sprachen' oder Minderheitensprachen ('Sprachvariation') hat starke soziale Auswirkungen; es ist dabei unerheblich, ob man an den Unterschied Soziolekt/Standardsprache (Dialekt/Hochsprache) denkt, oder echte Mehrsprachigkeit untersucht (Romani/Deutsch, Baskisch/Spanisch, Pame/Spanisch, Persisch/Arabisch etc.). Ebenso gibt es Unterschiede in den Einstellungen zu Sprachformen und im Gebrauch von Sprache auf Basis unterschiedlicher Parameter (Geschlecht, Alter, Schicht usw.). Diese Rollenerwartungen sowie die Erfüllung sozialer Rollen in Gesprächen (und deren Auswirkungen) werden in der Diskursanalyse untersucht.

Psycholinguistik

Die ontogenetische Entwicklung von Sprache ('lebenslange Sprachentwicklung'), die Sprachverarbeitung im Gehirn allgemein und der Rückbau der Sprachfähigkeit (Sprachverlust z.B. durch Hirnschäden) sind Gegenstand der Psycholinguistik. Dabei sind die Grundlagenforschung der Sprachverarbeitung im Gehirn und der Zusammenhang von Kognition und Sprache ebenso wichtig wie die Therapie beispielsweise von Aphasie (Sprachverlust) und Sprachstörungen bei Kindern (Sprechstörungen, Dyslexie etc.).Wie das hochkomplexe System Sprache im Gehirn verarbeitet wird, lernen wir, wenn wir Sprachentwicklung von Kindern und Erwachsenen, Schriftspracherwerb, Sprachstörungen und Sprachverlust beobachten und analysieren. Weiters kann man Kategorisierungen und Konzeptualisierungen (in verschiedenen Sprachen) vergleichen. 

Sprachtypologie und -dokumentation

In der Sprachtypologie geht es um Eigenschaften von Sprache und Sprachen – um deren Analyse, Vergleichbarkeit, Verteilung und Häufigkeit. In der Sprachdokumentation wird das sprachliche Repertoire von zumeist wenig oder noch gar nicht beschriebenen Sprachen erhoben, wissenschaftlich aufbereitet und deskriptiv, typologisch, sprachhistorisch, literaturwissenschaftlich oder auch soziolinguistisch analysiert. Damit ist die Erforschung phonologischer, morphologischer, semantischer und syntaktischer Strukturen verschiedener Sprachen und Varietäten verbunden, außerdem die Dokumentation und Archivierung von Sprachkorpora und Erstellung von Datenbanken etabliert.

Geschichte der Sprachwissenschaft

In der Geschichte der Sprachwissenschaft beschäftigt man sich einerseits mit der Geschichte des Wissens um Grammatik und sprachliche Zusammenhänge, mit der Entwicklung von Begrifflichkeiten und Konzepten, aber andererseits auch mit der Entstehung von Wissen über sprachlich-kognitive Zusammenhänge.

Im Speziellen arbeitet die Grazer Sprachwissenschaft zu Wilhelm von Humboldt und der auf ihn folgenden Moderne in der Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts (Hugo Schuchardt) sowie zum Beitrag, den typologisch andersartige Sprachen (Baskisch, Huastec u.a.) zum europäischen Verständnis von Sprache und Grammatik geleistet haben.

Anwendungen

Es gibt eine Reihe von praktischen Anwendungen der Sprachwissenschaft in den Bereichen Phonetik, Informatik/Telematik, Forensik, im klinischen Bereich und in der Sprachdidaktik. Querverbindungen bestehen zu allen Einzelphilologien (Germanistik, Romanistik, Slawistik, Orientalistik etc.) und zur Übersetzungswissenschaft (hier konkret z.B. im Bereich Gebärdensprache).

Wissenswertes

Einen weiteren Überblick über das Feld der Linguistik sowie div. Beschreibungen zu linguistischen Teilgebieten finden Sie auf der Homepage der Linguistic Society of America:

The domain of linguistics

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