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Drei Fragen an Forscher:innen am Institut

Univ.-Prof. Dr. Gianina Iordachioaia

Wie bist du zur Sprachwissenschaft gekommen?

Als Kind habe ich mir gewünscht, Lehrerin zu werden und deswegen habe ich ein pädagogisches Gymnasium besucht, um Grundschullehrerin zu werden. So habe ich ungefähr in der 9.-10. Klasse von unserem Rumänischlehrer über Linguistik als Wissenschaft gehört – über Ferdinand de Saussure und Noam Chomsky. In der Schule mochte ich schon immer Grammatik und Mathematik/Logik, aber nicht unbedingt Literatur oder andere Naturwissenschaften. Deswegen schien Linguistik genau die Wissenschaft für mich zu sein. Dann wusste ich gleich, dass das meine Zukunft sein wird. Ich habe also an der Universität Bukarest BA- und MA-Studien absolviert, danach an der Universität Tübingen promoviert und nach verschiedenen Stationen an der Universität Stuttgart, Universität Potsdam und Humboldt-Universität zu Berlin habe ich März 2024 als Professorin am Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Graz angefangen zu arbeiten.

Persönlichkeiten: Gianina Iordăchioaia ©Studioline Photography
©Studioline Photography

Was findest du spannend an der Sprachwissenschaft?

In der Grammatiktheorie, das Feld in dem ich arbeite, versucht man herauszufinden, welche abstrakte Prinzipien der menschlichen Sprache im Allgemeinen unterliegen, so dass sie in den verschiedensten Idiomen der Welt in unterschiedlichen Formen wiederzuerkennen sind. Dass wir Linguist:innen immer wieder Bestätigungen für diese Annahme eines zugrundeliegenden Systems der Sprache, unabhängig von der individuellen Sprache finden, ist für mich am spannendsten an meiner Arbeit.

Zum Beispiel haben Linguist:innen schon lange erkannt, dass Sätze nicht linear prozessiert und interpretiert werden, also nicht in der Reihenfolge, in der sie geschrieben oder gesprochen werden, sondern in einer hierarchischen Struktur, die aus sogenannten Konstituenten besteht, die wiederum eine interne hierarchische Struktur aufweisen. Nehmen wir mal den deutschen Satz Die rote Blume liegt auf dem Tisch an. Wenn wir den Satz in der Reihenfolge interpretieren würden, in der er geschrieben ist, würden wir eventuell versuchen, die ersten zwei Worte die und rote als ein komplexes Element die rote zu interpretieren. Aber dann würden wir den Satz nicht richtig verstehen, denn es sind eigentlich die ersten drei Worte, die hier zusammen die Konstituente die rote Blume bilden, im Gegensatz zu einem Satz wie Die rote liegt auf dem Tisch, wo die rote tatsächlich eine Konstituente ist. Genauso interpretiert man auch liegt auf nicht als Konstituente, denn das Verb und die Präposition bilden in diesem Fall auch keine Einheit, obwohl sie neben einander stehen (vgl. Er legt auf). Die Präposition gehört zusammen mit dem Tisch und bildet damit eine Konstituente. Im Deutschen kann man eigentlich nicht-verbale Konstituenten sehr gut erkennen, sie nehmen nämlich im Hauptsatz immer die Stelle vor dem Verb ein: vgl. [Auf dem Tisch] liegt die rote Blume vs. *[Dem Tisch] liegt die rote Blume [auf] vs. *[Auf] liegt die rote Blume [dem Tisch]. Deutsch ist eine V2-Sprache, d.h. das Verb kommt an zweiter Stelle im Satz und an erster Stelle kommt immer eine volle Konstituente.

 

Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?

Das Ziel meiner Forschung besteht darin, die Hauptmuster der Bedeutungskonstitution in natürlichen Sprachen zu bestimmen und eine einheitliche Theorie der Satzstruktur und der Wortbildung zu entwickeln. Dafür arbeite ich zur Morphologie-Syntax-Semantik-Schnittstelle. In der letzten Zeit habe ich viel zu Nominalisierungen geforscht, das heißt, zu Konstruktionen, die inhaltlich adjektivisch oder verbal sind, sich aber syntaktisch wie Nomen benehmen (z.B. schön – die Schönheit; spazieren – das Spazieren). Darunter gibt es auch sogenannte gemischte Nominalisierungen, die syntaktisch sowohl adjektivische/verbale, als auch nominale Eigenschaften aufweisen: z.B. ist das Schöne an dieser Sache intern adjektivisch, denn Schöne kann nur durch Adverbien modifiziert werden (das [extrem/*extreme] Schöne an dieser Sache) im Vergleich zu Schönheit, das nur durch Adjektive modifiziert werden kann, wie lexikalische Nomen: s. die [extreme/*extrem] Schönheit dieser Sache. Extern ist aber auch das Schöne nominal, weil es den Artikel das beinhaltet, genauso wie lexikalische Nomen wie das Buch oder das Auge. Diese Beobachtungen sind für eine Grammatiktheorie sehr wichtig, weil sie uns Informationen über die Grenzen zwischen grammatischen Kategorien im Sprachsystem liefern können.

Um meine Hypothesen in der Grammatiktheorie zu testen, bin ich auch an psycholinguistischen Methoden interessiert. Ich bereite gerade ein Experiment vor, das die Bedeutungsunterschiede der verschiedenen Suffixe, die in deverbalen Nominalisierungen im Englischen auftauchen, untersucht: können z.B. für ein Verb wie starve „verhungern“, das zwei Nutzungsarten hat (s. The conquerors starved the population und The population starved), Nominalisierungen mit Suffixen wie -ing und -ation (s. the starving of the population und die starvation of the population) auch beide Lesarten wie das Basisverb ausdrücken? Wenn die Ergebnisse für Englisch vielversprechend aussehen, möchte ich ein ähnliches Experiment für andere romanische, germanische oder slawische Sprachen durchführen, um meine Hypothesen in mehreren Sprachen zu testen.

Weiterhin finde ich Zweitspracherwerb sehr spannend und was die Unterschiede zwischen Erst- und Zweitspracherwerb uns über die menschliche Kapazität des Sprachenlernens sagen kann. Ein Thema, das mich hier besonders interessiert ist, wie die Muttersprache den Erwerb einer Zweitsprache beeinflusst, z.B. wie sich Unterschiede zwischen verschiedenen Mustern von Muttersprachen auf den Erwerb der Zweitsprache auswirken. Dazu möchte ich in der Zukunft auch ein Forschungsprojekt entwickeln, das viel zu der Kooperation mit anderen Wissenschaftler:innen der GEWI-Fakultät, die zum Schwerpunkt Mehrsprachigkeit, Migration und kulturelle Transformation forschen, beitragen und davon auch profitieren könnte.

Veronika Mattes ©Manuel Feldbaumer
©Manuel Feldbaumer

Assoz. Prof. Mag. Dr.phil. Veronika Mattes

Wie bist du zur Sprachwissenschaft gekommen?

Über ein paar Umwege. Schon als Kind hat es mich fasziniert, wenn Menschen in verschiedenen Sprachen gesprochen haben und auf Reisen habe ich immer versucht, etwas über die Sprache des Landes herauszufinden. Als ich mich aber für ein Studium entschieden habe, war mir das Fach Sprachwissenschaft noch nicht bekannt (damals war es ohne Internet tatsächlich nicht so einfach, sich über Studienmöglichkeiten zu informieren). Also habe ich zuerst einmal, damals an der Uni Salzburg, mit Romanistik und Germanistik begonnen und dabei schnell gemerkt, dass mich die sprachwissenschaftlichen Inhalte am meisten interessieren. Aber eigentlich wollte ich mehr darüber erfahren, was, unabhängig von Einzelsprachen, die allgemeine Sprachfähigkeit des Menschen ausmacht. Dass es einen Wissenschaftszweig gibt, der sich genau damit beschäftigt, habe ich schließlich bei einem neuen (und nur kurzen) Studienversuch der Psychologie erfahren, als in einer Vorlesung zur Entwicklungspsychologie die Forschung der „Linguistin“ Susan Curtiss zum Spracherwerb Thema war. Das war der Aha-Moment für mich. Ich habe mich sofort an der Uni Graz für das Sprachwissenschaftsstudium eingeschrieben und war begeistert, wie vielfältig dieses kleine, eher unbekannte, Fach ist. Deshalb bin ich dabei geblieben, bis heute.

Was findest du spannend an deiner Arbeit?

Sprache ist (fast) immer und überall um uns herum, gesprochen, geschrieben, gebärdet, in den verschiedensten Erscheinungsformen. Wir benutzen Sprache meistens ohne viel darüber nachzudenken, und wissen dennoch sehr genau, wie wir sie in unterschiedlichen Situationen einsetzen und variieren müssen, je nachdem mit wem wir sprechen, worüber und warum. Unser gesamtes sprachliches Wissen, also unser Wortschatz, die grammatischen Regeln, die gesellschaftlichen Übereinkünfte, ist extrem groß und detailliert. Dabei ist uns als Sprecher:innen jedoch das wenigste bewusst. Als Linguistin die Regularitäten und Zusammenhänge herauszufinden, und zu erforschen, wie der Mensch sich dieses Wissen aufbaut ­– im Laufe des Lebens sogar meistens für mehrere Sprachen und Dialekte – finde ich sehr faszinierend.

Am spannendsten in meiner bisherigen sprachwissenschaftlichen Tätigkeit war zweifellos meine Forschungsarbeit zum Bikol, einer der vielen und noch relativ wenig untersuchten philippinischen Sprache. Um mehr über sie herauszufinden, habe ich einige Zeit zur Feldforschung auf den Philippinen verbracht, eine große Herausforderung und Bereicherung.

 

Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?

Seit mehreren Jahren beschäftige ich mich mit der Sprachentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es ist nämlich keinesfalls so, dass der Spracherwerb nach dem Kleinkindalter abgeschlossen ist, allerdings weiß man noch nicht so viel über die spätere Entwicklung der Muttersprache. Mich interessiert für meine aktuelle Forschung vor allem, wie ältere Kinder und Jugendliche komplexe Wortbildungen erlernen, also Wörter, die sich aus mehreren Konstituenten zusammensetzen und abstrakt sind, wie zum Beispiel Unverträglichkeit, Demokratisierung, identifizierbar, überbeanspruchen. Wann und wie lernen Kinder, solche schwierigen Wörter, die viel häufiger in der geschriebenen als in der gesprochenen Sprache vorkommen, zu verstehen und zu verwenden? Dabei schaue ich mir an, wie der Schriftspracherwerb sich auf das allgemeine Sprachwissen auswirkt, und welchen Einfluss andere Sprachen, die man erlernt und verwendet (Muttersprachen und Fremdsprachen oder auch Dialekte), auf diese spätere Sprachentwicklung haben. Dazu untersuchen wir zum Beispiel geschriebene und gesprochene Texte von Schulkindern, aber wir führen auch Experimente durch, mit denen wir herausfinden wollen, was Kinder, Jugendliche und Erwachsene (bewusst und unbewusst) über solche komplexen Wörter wissen, also was diese bedeuten und wie sie verwendet werden können.

Dr. phil. Anna Volodina

Wie bist du zur Sprachwissenschaft gekommen?

Meine Faszination für deutsche Sprache und Sprachwissenschaft begann mit einem genauen Hinhören und der Frage „Warum?“ (oder vielleicht eher „Wieso eigentlich?“) – genau das, was mich auch bis heute in meiner Forschung antreibt. Ich habe zwar auf Lehramt studiert und nach dem Studium u.a. „Deutsch als Fremdsprache“ unterrichtet, jedoch galt mein eigentliches Interesse von Anfang an der linguistischen Forschung, deswegen habe ich mich mit meinem Forschungsvorhaben um ein Stipendium beworben. Ein Jahr später wurde ich als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ein Doktoratsstudium am Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Heidelberg aufgenommen, ein Schritt, der für mich weit mehr bedeutete als der Beginn einer akademischen Kariere: Es war der erste Meilenstein auf dem Weg in die Welt der Sprachwissenschaft. Der Weg, der mich über mehrere Stationen schließlich bis nach Graz geführt hat, war für mich nie bloß akademisch – es war (und es ist) ein Über-Sich-Hinauswachsen mit jeder neuen Aufgabe, jeder neuen Fragestellung, mit jedem gemeinsamen Projekt. 

Anna Volodina ©Anna Volodina
©Anna Volodina

Was findest du spannend an deiner Arbeit?

Mich haben früh die Strukturen des gesprochenen Deutsch interessiert, besonders da, wo Sprache vom vermeintlich „korrekten“ Standard abweicht: Nebensätze mit Hauptsatzstellung, mehrfache Vorfeldbesetzung oder finite Sätze, die auch ohne Subjekt grammatisch sind. Nicht alles, was im schriftlichen Standard als „verboten“ gilt, ist auch im gesprochenen Deutsch automatisch „erlaubt“ – genau dort beginnt es spannend zu werden. In der Sprachwissenschaft werden solche Phänomene nicht als „Normabweichungen“ oder „schlechtes Deutsch“ abgestempelt, sondern ernst genommen und systematisch untersucht. Im Rahmen meiner Dissertation habe ich mich mit den Strukturen gesprochener Sprache beschäftigt, was mir gezeigt hat, wie viel Grammatik im scheinbar Spontanen steckt und wie sehr syntaktische Variation mit Semantik und Pragmatik zusammenhängt. Das hat mich nachhaltig geprägt – und nie wieder losgelassen. Dass ich dabei auch die Methoden zur Analyse selbst erlernen und weiterentwickeln konnte, hat mein Interesse weiter vertieft. An der Goethe-Universität Frankfurt und am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim hatte ich dafür ideale Arbeitsbedingungen. Dort durfte ich nicht nur das theoretische Grundgerüst, sondern auch das Handwerk aus erster Hand lernen, insbesondere wie Sprachdaten systematisch erhoben und analysiert werden können. Außerdem hatte ich großes Glück, an dem zweiten Band des „Handbuchs der deutschen Konnektoren“ mitzuarbeiten, was zu einer intensiven Beschäftigung mit der Semantik und Funktion von Satzverknüpfern führte, ein überaus spannendes Themenfeld, das sich seit Jahren sehr dynamisch entwickelt – und an dem ich mich nach wie vor mit großem Interesse und eigener Forschung beteilige.

Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?

In Zukunft möchte ich meine Forschung weiterhin auf authentischen Sprachdaten aufbauen und mein Interesse an der Grammatik gesprochener Sprache sowie an Sprachvariation stärker mit den Themen Mehrsprachigkeit und Sprache und Gesellschaft verbinden. Gewinnbringend erscheint mir dabei die Verbindung zwischen sprachwissenschaftlich ausgerichteter Grundlagenforschung und anwendungsorientierten Ansätzen. Welche Auswirkungen haben beispielsweise technologischer Fortschritt und gesellschaftlicher Wandel auf die Popularisierung von linguistischem Fachwissen – und wie definiert die Sprachwissenschaft ihre Rolle in diesem veränderten Umfeld neu?

Gleichzeitig bleibt mir die Lehre ein wichtiges Anliegen: Ich möchte weiterhin methodische Kompetenzen fördern, moderne Tools wie Korpora und KI-basierte Anwendungen integrieren und Studierende befähigen, selbst forschend tätig zu werden. Sprachwissenschaft soll Zukunft haben – und Studierende sollen sie aktiv mitgestalten.

Dr. MA. MA. Zi Huang 黄紫

Wie bist du zur Sprachwissenschaft gekommen?

Ich habe Spanische Philologie an der Shanghai International Studies University studiert. In den ersten zwei Jahren haben wir nur Spanisch gelernt, sodass ich die Zeit hatte, das Sprachenlernen als Hobby zu entdecken, und davon träumte, eine Polyglottin zu werden. In dieser Zeit habe ich einen Kurs in Phonetik besucht, der mir die Sprachwissenschaft als Wissenschaft näherbrachte. Das hat sofort mein Interesse geweckt, aber es gab nur wenige weitere linguistische Kurse für Bachelor-Studierende.

Später habe ich einen Master in Sprachwissenschaft an der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona gemacht, wo ich viele großartige Dozent:innen hatte. Ein Freund von mir hat mich davon überzeugt, dass die formale Linguistik (Syntax, Semantik usw.) das spannendste Teilgebiet der Linguistik sei, also wollte ich mehr darüber lernen. Es hat sich tatsächlich als sehr unterhaltsam herausgestellt, und schließlich habe ich mich für ein Doktoratsstudium in Sprachwissenschaft entschieden.

Zi Huang ©privat
©privat

Was findest du spannend an der Sprachwissenschaft/an deiner Arbeit?

Für mich ist das Beste an der linguistischen Forschung ihre Fähigkeit, zu überraschen. Besonders die Semantik ist faszinierend, weil man nie weiß, wohin einen ein Rätsel führt, das man zu lösen versucht. Ich erinnere mich an den erstaunlichen Moment der Überraschung, als ich zum ersten Mal Greg Carlsons Dissertation von 1977 gelesen habe: Er stellte ein Rätsel zur Interpretation von Nominalphrasen vor – aber die Lösung lag in den Verbalphrasen! Das hat mich tief beeindruckt, und ich wusste, dass ich genau das machen wollte: überraschende theoretische Thesen aufstellen – natürlich auf der Grundlage solider linguistischer Daten und stichhaltiger Argumente.

Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?

Sprachen ermöglichen es uns, dieselbe Idee auf viele verschiedene Arten auszudrücken. Zum Beispiel kann man sagen: „Do you mind me opening the window?“ oder „Do you mind my opening the window?“. Manche behaupten, dass Bedeutungen nie ganz identisch sind, wenn man etwas unterschiedlich ausdrückt – und eine Aufgabe der Semantik besteht darin, solche feinen Unterschiede zu untersuchen. Eines der Konzepte, die wir dabei verwenden, heißt Referenzialität: Zwei ähnliche Ausdrücke können im gleichen Kontext auftreten, aber einer von ihnen ist referenziell – das heißt, er bezieht sich auf etwas oder eine bestimmte Vorstellung – und der andere nicht. Linguist:innen haben unterschiedliche Auffassungen darüber, was genau Referenzialität ist – ob sie in der Syntax, der Semantik oder der Pragmatik behandelt werden sollte – und darüber, welche syntaktischen Strukturen Referenzialität ermöglichen. Ich untersuche das Konzept der Referenzialität bei Nominalisierungen anhand von Korpusdaten und Experimenten.

Dr. phil. Sergei Monakhov

Wie bist du zur Sprachwissenschaft gekommen?

Meine wissenschaftliche Karriere ist bisher etwas ungewöhnlich verlaufen. Mein Interesse an Linguistik, Computerlinguistik und Psycholinguistik entwickelte sich nur langsam, und obwohl ich während meines BA-Studiums an der Staatlichen Universität St. Petersburg (Russland) ein fundiertes Wissen sowohl in allgemeiner als auch in historischer Linguistik aufbauen konnte, war ich erst mit Beginn meines MA-Studiums an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Deutschland) wirklich von der Wissenschaft der Sprache fasziniert. Der allgemein anwendungsorientierte Charakter des MA-Studiums förderte mein Verständnis von Sprachforschung als datengetriebenes Unterfangen. Nach Abschluss meines MA-Studiums wurde mir eine befristete Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anglistik und Amerikanistik angeboten, die es mir ermöglichte, meine Dissertation über die Bildung und Verarbeitung komplexer Wörter im Englischen, Russischen und Deutschen zu schreiben und mit höchster Auszeichnung zu verteidigen. Im März 2025 erhielt ich ein dreijähriges ESPRIT-Forschungsstipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds und wurde somit Senior Postdoc an der Universität Graz.

Sergei Monakhov ©Sergei Monakhov
©Sergei Monakhov

Was findest du spannend an der Sprachwissenschaft?

Ich glaube, dass eine der wundersamsten Eigenschaften des Sprachdesigns darin besteht, dass Sprecher bisher unbekannte Wörter verstehen und neue Wörter prägen können. Dies ist ein Beweis dafür, dass Menschen beim Verstehen und Produzieren von Wörtern mit sublexikalischen Elementen arbeiten. Wie diese Teile der Wortstruktur erkannt, interpretiert und im Gehirn angeordnet werden, ist eine der faszinierendsten Fragen der modernen Linguistik. Traditionell ging man davon aus, dass so genannte Morpheme werden zusammen mit Wörtern gespeichert, haben ihre eigenen Bedeutungen und können miteinander kombiniert werden, um neue Wörter zu bilden. In letzter Zeit ist eine neue Familie von Theorien entstanden, die Wörter als Grundeinheiten der lexikalischen Verarbeitung ansehen. Bei diesem Ansatz geht man davon aus, dass sublexikalische Elemente aus einzelnen Lexemen geparst werden.

Der auf Morphemen basierende Ansatz bietet eine intuitive Erklärung für regelmäßige Muster der Sprachstruktur, aber viele komplexe Wörter sind idiosynkratisch. So gibt es beispielsweise im Englischen mehrere hundert gebundene Basen romanischen Ursprungs, von denen die meisten semantisch so obskur sind, dass es schwer vorstellbar ist, wie Sprecher sie als unabhängige Einheiten erkennen und verwenden können. Der wortbasierte Ansatz scheint viele Probleme im Zusammenhang mit der expliziten Darstellung von Morphemen zu überwinden. Er ist verbunden mit der Schaffung vollwertiger Computermodelle, die morphologische Effekte durch iteratives Lernen erfassen. In diesen Modellen können Wörter auf verschiedene Arten kodiert werden, von einfachen n-Grammen bis hin zu Einheiten, die durch Algorithmen zur Zeichenfaltung gewonnen werden. Dieser Ansatz ist jedoch nicht unproblematisch. Vor allem ist nach wie vor unklar, was genau im mentalen Lexikon repräsentiert ist und wie die Sprecher beim Lernprozess Brocken bestimmter Größe erwerben.

Das Projekt, an dem ich in Graz arbeiten werde, beinhaltet die Entwicklung eines neuen Computermodells der Morphologie, das auf der Graphentheorie basiert und den wortbasierten Ansatz weiterentwickeln soll. Das Modell stellt ein Netzwerk von morphologischen Elementen dar, die durch eine Verteilungsanalyse aus einzelnen Wörtern segmentiert werden, wobei zwei allgemeine Faktoren eine Rolle spielen: formale Ähnlichkeit und Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens. Wenn also mehrere verwandte Wörter überlappende Teile enthalten, können diese Teile als sublexikalische Einheiten identifiziert werden. In dem Modell wird ein einziger Lernmechanismus verwendet, um die Entstehung der morphologischen Struktur und die Bildung komplexer Wörter zu erklären. Er basiert auf dem Begriff des kürzesten Weges, der sich auf die Aufgabe bezieht, optimale Wege zwischen zwei Knoten in einem Netzwerk zu finden. Ich behaupte, dass ebenso wie die Wortbedeutungen von Natur aus kontextbestimmt sind, auch die Bedeutungen derjenigen Einheiten der Wortstruktur, die durch die Analyse des kürzesten Weges aus den Wörtern herausgefiltert werden.

Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?

Meine Forschungsschwerpunkte sind morphologische Verarbeitung, lexikalische Modellierung, sprachliche Kreativität, Spracherwerb und Sprachwandel. Insbesondere interessiere ich mich für die interne Struktur, die Semantik und die Verteilungseigenschaften von Wörtern und dafür, wie sie im Gehirn gebildet, gespeichert und verarbeitet werden. In meinen Studien habe ich immer versucht, computergestützte und experimentelle Ansätze zu kombinieren und meine Hypothesen an mehreren Sprachen zu testen. Ganz allgemein möchte ich mit meiner Forschung die rechnerisch effektive und theoretisch strenge Untersuchung von Sprache als komplexes adaptives System erleichtern. Ich bin ein glühender Verfechter einer engeren Verbindung zwischen theoretischer und Computerlinguistik, von der beide Seiten profitieren werden. Auf der einen Seite ist jede linguistische Theorie an einer vollständigen und soliden Formalisierung ihres theoretischen Rahmens interessiert. Andererseits ist die Computerlinguistik entscheidend auf die Erkenntnisse und Daten der traditionellen linguistischen Theorie angewiesen, um ihre mathematischen Methoden anwenden zu können. Mein Hauptziel ist es, einerseits einen stärkeren Informationsaustausch zwischen den Bereichen der theoretischen und der Computerlinguistik zu fördern und andererseits zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen Computerlinguisten und Ingenieuren für maschinellen Lernens beizutragen, um kognitiv plausiblere KI-Systeme und eine bessere linguistische Interpretierbarkeit ihrer Ergebnisse zu ermöglichen.

MA Anneliese Kelterer

Wie bist du zur Sprachwissenschaft gekommen?

Als Jugendliche nahm ich mir vor, die Sprache meines Großvaters, Niederländisch, zu lernen. Als ich mir dann mehrsprachige Vokabellisten mit Englisch und Französisch, die ich in der Schule lernte, schrieb, fielen mir gewisse Regelmäßigkeiten z.B. zwischen Deutsch, Englisch und Niederländisch auf. Als ich herausfand, dass diese Lautentsprechungen sich aus einer gemeinsamen Wortherkunft herleiten, wollte ich eigentlich Indogermanistik studieren. Da dieses Studium aber abgeschafft wurde, kurz bevor ich zu studieren begann, entschied ich mich für das Studium der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Darin fand ich schließlich eine Anwendung für meine generelle Vorliebe für analytisches Denken, die sich in vielen Teilbereichen der Linguistik, für mich aber besonders in der Phonetik und Phonologie zeigte.

Kelterer, Anneliese

Was findest du spannend an der Sprachwissenschaft?

Eine besondere Liebe habe ich für die lautlichen Aspekte von Sprache. Wenn ich mir Audioaufnahmen mehrmals anhöre, um auf lautliche Realisierungen zu achten, geht mir das Herz auf und meine „Berufskrankheit“ ist, dass ich in Gesprächen manchmal mehr darauf achte, wie jemand etwas ausspricht, als auf den Inhalt.

Besonderen Spaß macht es mir in meiner Arbeit, empirisch zu arbeiten und Muster zu finden. Dabei finde ich es besonders interessant, verschiedene Methoden zu kombinieren, weil diese oft verschiedene Aspekte eines Phänomens beleuchten und man dadurch ein holistischeres Bild bekommt.

Generell finde ich es spannend, herauszufinden, welche Möglichkeiten es in verschiedenen Sprachen, oder in ein und derselben Sprache gibt, unterschiedliche Dinge auszudrücken, und die Nuancen, die mit diesen ähnlichen, aber doch unterschiedlichen Ausdrücken einhergehen. Jedes Mal, wenn man herausfindet, dass eine andere Sprache oder Varietät etwas auf eine ganz andere Art ausdrückt, oder ganz andere Unterscheidungen (z.B. lautlich oder in der Bedeutung) macht als die eigene(n), bricht das die eigenen Denk- und Wahrnehmungsmuster ein bisschen mehr auf.

Blicken wir in deine Zukunft: Welche Schwerpunkte in der Forschung möchtest du in Zukunft setzen?

Als Linguistin interessiert mich besonders die linguistische Vielfalt unserer Welt. Während jedoch einige wenige Sprachen sehr gut beschrieben sind und auf sehr detailreichen Ebenen linguistisch untersucht werden, sind in vielen anderen Sprachen ganz grundlegende Dinge linguistisch noch unzureichend oder gar nicht beschrieben. Daher möchte ich mich mit weniger untersuchten Sprachen, besonders mit deren Phonetik und Phonologie, beschäftigen. Dabei ist mir ein Ansatz, der auch die Variation verschiedener Dialekte, Register und Stile innerhalb einer Sprache berücksichtigt, wichtig.

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